Wie gut sind wir in Sachen Führung auf der „Sechserposition“ aufgestellt?

Als meine fussballerische Sozialisation begann, galt der Fokus den Stürmern oder dem offensiven Mittelfeld. Das defensive Mittelfeld wiederum war der Bereich, in welchem es mehr oder weniger ausschließlich darum ging, den Spielmacher des Gegners in Manndeckung und ihn somit im Idealfall aus dem Spiel zu nehmen.

Ihn zumindest daran zu hindern, wirklich kreativ zu werden und spielentscheidende Impulse zu setzen.

Heute sind diese sogenannten „Sechser“ von zentraler Bedeutung. Sie sollen die Bälle nicht nur entschärfen, sondern auch scharf machen.

Was bedeutet, dass es vielseitige, technisch starke Spieler sein müssen, die eine hohe Spielintelligenz und Antizipationsfähigkeit haben. Vergleichbar mit Schachspielern, die dem Gegner mindestens einen Zug voraus sind.

Auf dieser Position gilt es also, Bälle zu erobern und zu behaupten, Pässe abzufangen und zu spielen, Tore zu verhindern und vorzubereiten. Es lohnt, auch die kleinen Aktionen anzusehen, um den großen Einfluss dieser „6er“ zu erkennen.

Ilkay Gündogan ist so ein Experte auf dieser Position und hat in seinem Fußballerleben sämtliche Mannschaften, in denen er spielte, entscheidend geprägt. Allen voran die Vollgastruppe von Jürgen Klopp in Dortmund oder die Ballbesitzmaschine von Pep Guardiola in Manchester.

Seinen Stellenwert beweist er zum Beispiel mit seinen Balleroberungen. Denn sie glücken nicht mit der Grätsche, sondern mit Geschick. Wenn der Ball im Spiel bleibt, kann man sofort in die Umschaltung, d.h. in den Angriff kommen, bevor sich der Gegner sortieren kann.

So wie sich die Rolle des Sechsers im Fußball gewandelt hat, haben auch Führungskräfte im mittleren Management, allen voran im gewerblichen Bereich einen Bedeutungswandel erfahren.

Noch vor Jahren erschien es unerheblich, wer diese Rolle einnimmt. Hauptsache robust, zu klaren Ansagen fähig und mit entsprechendem Durchsetzungsvermögen ausgestattet.

In Zeiten von Fachkräftemangel und veränderten Wertvorstellungen von Mitarbeitern reicht das nicht mehr aus.

Einfühlungsvermögen, kommunikatives Geschick, Wissen um Aspekte der Motivation und vor allem die Fähigkeit, dieses Know-how auch in die Umsetzung zu bringen, sind in Bereichen wie der Produktion und der Logistik mittlerweile genauso unerlässlich wie im Einkauf, Vertrieb und sonstigen Abteilungen.

Welchen Stellenwert hat die Qualität der Führung aktuell?