Whisky-Exerzitien für Männer! Warum ich unbedingt dabei sein will
Wie lässt sich Whisky in einen christlichen Kontext einbetten, wie war überhaupt die Idee entstanden? Das motiviert mich ungemein. Bisher war die katholische Kirche ja doch unverdächtig in Sachen kreative „Kundenbindungs- bzw. Kundengewinnungsmaßnahmen“. Auch dem Gedanken, mich unter seelsorgerischer Begleitung oder Aufsicht zu betrinken, sozusagen mit kirchlichem Segen, kann ich durchaus etwas abgewinnen.
Whisky und die Kirche
Doch es gibt erstaunliche Verbindungen zwischen Whisky und Kirche:
- Mönche haben es erfunden: Whisky geht auf die frühe Zeit der irisch-schottischen Kirche zurück. Es waren Mönche, die damals auf die geniale Idee kamen, aus vergorener Getreidemaische hochprozentigen Alkohol zu destillieren, was man bis dahin immer nur aus Wein gemacht hatte, der sehr teuer und aufwendig nach Irland beziehungsweise Schottland importieren werden musste.
- Wasser des Lebens: Whisky bedeutet übersetzt ‚Wasser des Lebens‘. Man findet diesen Zusammenhang bereits in der ältesten erhaltenen urkundlichen Erwähnung schottischen Whiskys, die auf das Jahr 1494 zurückgeht.
- Erst Heil-, dann Genussmittel: Die Mönche wollten ursprünglich den kranken und leidenden Menschen mit Whisky ihr Leben erleichtern oder es retten. Erst anschließend hat sich das Getränk zum Genussmittel entwickelt.
Whisky als Kulturgut spiegelt auch etwas von dieser langen Geschichte wider, von der Spiritualität und Geisteshaltung, aus der heraus er erfunden wurde. Insofern finde ich es einen sehr schönen Zugang für den Whisky-Genuss, wenn man auch um seine Geschichte und seine Verwurzelung im christlichen Mönchtum, im christlichen Glauben weiß.
Zeit macht den Unterschied – Reflexion drängt sich auf
Whisky wird grundsätzlich aus drei Zutaten hergestellt, nämlich aus Gerstenmalz, Wasser und Hefe. Einer vierten Zutat kommt jedoch ebenfalls eine große Bedeutung zu, nämlich der Zeit. Erst die Zeit macht aus einem relativ geschmacksarmen Brand eben diesen kostbaren, köstlichen Whisky. Ein Whisky muss übrigens mindestens drei Jahre reifen, bevor er überhaupt Whisky heißen darf! Reife ist also ein Produkt aus Sorgfalt und Zeit.
Allein aufgrund dieser Tatsache bieten sich natürlich Fragen der individuellen Zeitnutzung geradezu an! So kann sich eine Whiskyverkostung fast automatisch zu einer meditativen Reise über Lebenszeit, Reife und Vergänglichkeit entwickeln.
Beispielsweise könnte ich bei der Verkostung eines zwölfjährigen Whiskys gedanklich „an der Uhr drehen“ und mir verschiedene Perspektiven vorstellen:
- Wer war ich vor zwölf Jahren?
- Wie habe ich mich seitdem weiterentwickelt, beruflich und privat?
- Was habe ich hinzugelernt?
- Wie hat sich mein Leben verändert?
- Welche Ideen habe ich mit Blick auf die Zukunft?
- Worauf möchte ich zurückschauen, wenn ich mich gedanklich ins Jahr 2032 versetze?
Sehr interessante Überlegungen, denen ich mich zum Jahreswechsel vielleicht etwas intensiver widmen werde.
Trojanisches Pferd – Kirche auf dem Weg zum Change?
Wie die Teilnehmer der letzten Whisky-Exerzitien für Männer berichteten, wurde der Abend durch einen Wechsel unterschiedlicher „Einflugschneisen“ geprägt. Zu jedem Whisky gab es eine kurze Einführung durch einen Whiskykenner, dazu geistliche Impulse des Pfarrers und Fragen für das Gespräch miteinander bzw. für das persönliche Nachdenken.
Für mich ist es ein origineller Gedanke, ein kirchlich unverdächtiges Medium, nämlich den gemeinsamen Genuss von Whisky, als eine Art trojanisches Pferd zu nutzen, um mit unterschiedlichen Menschen in den Dialog zu kommen, in diesem Fall speziell mit Männern. Der Genuss von Whisky ist häufig von tiefergehenden Gesprächen begleitet, zudem grenzt sich die Whiskykultur deutlich von den Exzessen anderer Alkoholika ab.
Ein schöner Beleg, wie sich die katholische Kirche zumindest in kleinen Schritten dem Thema Change widmen kann. Mit neuen Wegen wie diesen lassen sich vielleicht auch die sogenannten U-Boot-Christen erreichen – diejenigen, die sich lediglich zu Ostern und Weihnachten an den Kirchenbesuch erinnern.
Eine Zeile aus dem Whisky-Segen des Pfarrers nehme ich mir in den aktuellen Tagen besonders zu Herzen: „Möge Gott Dir die Geduld verlängern, damit Dein Leben reifen kann wie ein guter Whisky.“