Wandel macht verletzlich: Der Hummer als Transformationsexperte

Einmal fragte mich ein Meeresbiologe, ob ich wüsste, wie ein Hummer wächst, wo doch seine Schale so hart und starr sei.

Ich muss zugeben, dass mich diese Frage bisher nicht sonderlich interessiert hat. Aber nun war mein Interesse geweckt: Wie ist das möglich? Der Meeresbiologe erklärte mir, dass es für den Hummer nur eine Möglichkeit gibt: Er muss in regelmäßigen Abständen seine Schale abwerfen! Wenn ihm sein Panzer zu eng wird, sucht er sich instinktiv einen geschützten Ort, wo er ihn abstreift. Aus der rosa Membran darunter entsteht die neue, größere Schale.

Aber wie geschützt der Platz auch sein mag, der Hummer ist während dieses Prozesses äußerst verletzlich. Er kann z. B. von der Strömung gegen eine Koralle geworfen oder von einem Fisch gefressen werden. Er ist vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Mit anderen Worten: Ein Hummer muss sein Leben riskieren, um zu wachsen.

Wir alle spüren es, wenn auch unsere „Schalen“ zu eng werden. Vielleicht ist das Leben nicht mehr spannend oder herausfordernd, vielleicht haben wir zu lange das Gleiche gemacht und langweilen uns. Oder wir tun Dinge, gegen die wir eine innere Abneigung haben. Es gibt viele Ursachen, und egal welche, wir fühlen uns beengt, sind frustriert, verärgert oder ängstlich. Doch viele von uns leben einfach weiter so vor sich hin in ihren alten „Schalen“, auch wenn die nicht länger hilfreich oder produktiv sind. Immerhin bietet das ein bekanntes Gefühl von Sicherheit.

Wer sich und seine Situation wirklich verändern will, muss auch etwas riskieren! Obwohl wir wissen, dass wir durch Abwerfen der alten Schale eine Zeitlang verletzlich werden. Die neue wächst ja nach und verspricht mehr Bewegungsfreiheit, neue Chancen! Dafür lohnt sich die Transformation, auch wenn sie uns Gefahren aussetzt. Denn die wenig verlockende Alternative ist: in der alten Schale zu ersticken.