Mitarbeiterauswahl: Wie ich die Mitarbeiter bekomme, die sich alle wünschen
Teamfähig soll er sein, der neue Kollege, da waren sich alle Fahrer einig! Im Rahmen eines Coachings für einen Fuhrparkleiter galt es, die Vorbereitung und Durchführung einer Fahrerbesprechung zu begleiten.
40 Fahrer und 3 Disponenten in einem von Zeitfristen und viel Hektik geprägten Alltag zu führen - eine anspruchsvolle Aufgabe und eher selten vergnügungssteuerpflichtig.
Statt zu viel „Musik von vorn“ war das Ziel, die Mitarbeiter einzubeziehen – Betroffene somit zu Beteiligten zu machen. Da aktuell neue Fahrer gesucht werden, verknüpften wir diesen Agendapunkt mit einer Gruppenarbeit: Was wünscht Ihr Euch denn von den neuen Kollegen? Und obwohl die Fahrer von Haus aus eher als Einzelkämpfer bekannt sind, war der erste gewünschte Aspekt tatsächlich Teamfähigkeit.
Klar bin ich teamfähig – die anderen sind komisch
Diese Gedanken wurden anschließend im Plenum vorgestellt und gefragt, wer sich denn selbst als teamfähig ansehen würde. Bis auf zwei Mitarbeiter reagierten alle positiv, obwohl sich das z.B. beim Beladen am Morgen oder bei der Übernahme einer zweiten Tour nicht unbedingt häufig beobachten lässt. Doch selbst der größte Eigenbrötler nimmt das wohl tendenziell für sich in Anspruch. „Sind Sie teamfähig?“ „Klar, die anderen sind immer so komisch!“
Da die Rückmeldung auf eine Stellenanzeige erfreulich üppig ausfiel, finden bereits in der darauffolgenden Woche Bewerbungsgespräche statt. Doch wie kann ich so eine zentrale Eigenschaft, die für die Kollegen, die Führungskräfte als auch die Kunden von enormer Bedeutung ist, feststellen?
Was verstehen wir denn unter Teamfähigkeit?
In Stichworten: Engagiert sich für die Gruppe und das Erreichen gemeinsamer Ziele. Bringt seine Kompetenzen umfassend ein und besitzt die Fähigkeit, sich mit anderen konstruktiv auseinander zu setzen.
So lässt sich Teamfähigkeit beobachten:
- Stellt eigene Ziele für das gemeinsame Ziel zurück
- Setzt sich engagiert für ein gemeinsames Ergebnis ein
- Bringt seine Fähigkeit und sein Wissen ein
- Setzt sich mit verschiedenen Meinungen auseinander
- Bezieht andere Personen und ihre Ideen aktiv mit ein
Diese Fragen können im Bewerbungsgespräch weiterhelfen:
- Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie eine gemeinsame Arbeit entscheidend weiterbringen konnten. Wie war die Ausgangslage? Was haben Sie unternommen? Was war das Ergebnis?
- Schildern Sie mir bitte eine Situation, in der die Beteiligten unterschiedliche Meinungen hatten, wie das gemeinsame Ziel zu erreichen sei. Was haben Sie getan?
- Wie leicht fällt es Ihnen, auch mit schwierigen oder unbeliebten Personen im Team zusammenzuarbeiten? Geben Sie ein Beispiel für eine solche Situation. Was war an der Person schwierig? Wie haben Sie sich verhalten? Was war das Ergebnis?
Tipps für Führungskräfte und Personaler:
- Definieren Sie die Aspekte, die in Ihrer Auswahl von größter Bedeutung sind, z.B. Teamfähigkeit, Flexibilität, unternehmerisches Denken.
- Beschreiben Sie anhand von konkretem Verhalten aus dem Führungsalltag, was gut von sehr gut unterscheidet.
- Gestalten Sie Ihre Anzeige bereits so, dass sich diese Eigenschaften deutlich lesbar vermitteln, gerne auch mit Humor und Augenzwinkern.
- Bereiten Sie Ihre Fragen so vor, dass Sie sich einen guten Eindruck verschaffen können, wie der Kandidat zu dem Thema steht. Wie genau kam er z.B. bisher mit Teamarbeit in Berührung? Was konkret daran hat ihm (nicht) gefallen? Wie würde er die Abläufe gestalten, wenn er völlige Freiheit hätte? „Sind Sie teamfähig?“ ist weniger geeignet. Mit offenen Fragen dagegen muss der Kandidat Farbe bekennen.
- Schauen Sie, dass Sie Ihren Redeanteil deutlich geringer halten und fragen Sie dort nach, wo Ihr Gesprächspartner im Abstrakten blieb oder Ihrer Meinung nach sozial wünschenswert antwortete.
- Nutzen Sie die Möglichkeit eines Coachings als gezielte Vorbereitung auf diese Gespräche. Eine Investition, die sich schnell rechnen wird!
