Mach es doch wie beim Sport: Was wir vom inklusiven Unterricht für die Führung lernen können

Was können Führungskräfte von inklusivem Unterricht lernen? Viel mehr als man denkt. Als erfahrener Führungskräfte-Coach weiß ich, wie wirkungsvoll der Wechsel weg von der Vereinheitlichung sein kann. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Früher hat der Sportlehrer gesagt: „Auf geht’s, Leute, aufwärmen. Ihr habt zehn Minuten Zeit. Ihr müsst zehn Runden laufen.“ Bei dieser Aufgabenstellung ist völlig klar, dass es schnelle, schlanke Läufer einfacher haben als Läufer, die zum Querschlanken neigen. Übergewichtige empfinden fünfzehn Runden vielleicht als Überforderung, andere werden sagen: Das war ein Spaziergang.

Dabei lässt sich dieses Aufwärmen relativ leicht inklusiv gestalten: „Ihr habt zehn Minuten Zeit, um alle einen Puls von 130 zu erreichen. Wie Ihr da hinkommt – ob mit Laufen oder Gymnastik oder was auch immer – ist Euch überlassen.“ Der Vergleich zur Führung drängt sich auf: In meiner Berateralltag erlebe ich immer wieder, wie schwer es Führungskräften fällt, den Blickwinkel auf diese Weise zu verändern.

Alles über einen Kamm?

Auch im beruflichen Kontext zielen die Vorgaben häufig stark auf das Vereinheitlichen ab. Unterschiedliche Talente, besondere Naturelle, individuelle Präferenzen werden dabei zu wenig berücksichtigt. Lieber alles über einen Kamm scheren! Dieses Vereinheitlichen erleichtert die Messbarkeit, die direkte Vergleichbarkeit und vermeintlich auch die Führung.

In der Wirkung stößt dieses Führungsverhalten jedoch schnell an Grenzen. Es demotiviert Mitarbeiter bzw. kann sie auch unterfordern. Der inklusive Ansatz käme den unterschiedlichen Charakteren deutlich mehr entgegen und liefert am Ende die besseren Ergebnisse.

Nicht den Weg vorgeben, sondern das Ziel

Mit einem Ansatz, der die Stärken und Präferenzen der Einzelnen berücksichtigt, setzte ich als Führungskraft auf die Autonomie und Selbstverantwortung der Mitarbeiter und steigere deren Motivation. So kann jeder viel eigenverantwortlicher agieren und entwickelt zudem einen unternehmerischen Blickwinkel, der sich dann auch in weiteren Disziplinen wie z.B. der Fehlerkultur zeigen wird.

Für Führungskräfte ist es gar nicht so einfach, diesen Blickwinkel für ergebnisorientiertes Vorgehen einzunehmen. Leitplanken wie die Vorgabe eines bestimmten Weges fallen weg. Loslassen und Vertrauen ins Team sind nötig. Sie müssen ihre Ziele nicht nur herunterbrechen, sondern viel individueller abstimmen und differenzierter umsetzen.

So ein gedanklicher Umschwung lässt sich im Coaching entwickeln, die entsprechenden Führungsmethoden schulen und üben. Für mich ein besonders wichtiger Bestandteil von Führungskräfteentwicklung. Wie vielversprechend klingt das für Sie? Welche Chancen und Möglichkeiten verbinden Sie mit diesem Ansatz?