Führungsaufgabe „Rahmen schaffen“ - wie das Biegen und Binden der Reben im Weinberg

Vergleichbar mit dem Rebschnitt und dem Herausziehen des alten Rebholzes aus dem Drahtrahmen gehört das Rebenbinden zu den zeitaufwändigsten Arbeiten im Weinberg.

Allerding braucht es dazu keinen großen Fachverstand wie beim Rebschnitt, was mir als Hobbywinzer natürlich von Anfang an entgegenkam😉.

Erfahrung und vor allem Geschick und Gefühl sind jedoch dennoch sehr hilfreich. Denn es kommt immer mal wieder vor, dass sich die vorher von mir ausgewählten ein oder zwei Fruchtruten je Stock als recht brüchig erweisen.

Dabei spielt auch die Witterung eine Rolle. So muss ich beim Krümmen der Rute sehr behutsam vorgehen, um ein Abbrechen zu vermeiden. Sonst bedeutet das schnell eine Flasche Wein weniger.

Verstehen musste ich auch erst die Funktionalität der diversen Drähte, die zwischen den Weinbergstickeln in unterschiedlicher Höhe gespannt sind.  Alle dienen sie der Stabilisierung des Rebstocks, dessen Austriebe sonst in die Weinbergzeilen hineinwachsen und haltlos abbrechen würden.

Für das Rebenbinden nutzt man einen in etwa 90 cm Höhe gespannten oberen Bindedraht. Über diesen biegt man die Fruchtruten in dieimmergleiche Richtung.  Nur wo zwei kurze Ruten angeschnitten sind, biegt man eine nach links und eine nach rechts.

Etwa 20 cm tiefer findet man den Biegedraht.

An diesem bindet man das Ende der Rute fest und versucht dabei, die Abstände zwischen den einzelnen Halbbögen möglichst gleichmäßig zu gestalten. Nicht nur, weil es schöner aussieht.

Man schafft damit auch die Voraussetzung für eine gleichmäßige Nährstoffversorgung der Triebe, für eine homogene und durchlüftete Laubwand und für einen gut verteilten Traubenbehang.

Auch im Führungsalltag gilt es, für einen Rahmen zu sorgen, der Struktur gibt und Orientierung bietet. Und ein gut austariertes Verhältnis von Abstand und Distanz bewährt sich durchaus auch im Teamkontext😉.

Auch nach 16 Jahren Selbständigkeit kann ich mich noch gut an Stationen als Angestellter erinnern, in welchen mir der Rahmen wie ein Korsett schien. In anderen wiederum fehlte mir die Orientierung und es herrschte zu viel "freies Spiel der Kräfte".

Selbst bei erfahrenen Mitarbeitern und Führungskräften ist das notwendig, um Projekte und Aktivitäten zu orchestrieren, den Fokus auszurichten und die Energie zu kanalisieren.

Hier lohnt ein „Boxenstopp“, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten vom Gleichen sprechen und unabhängig voneinander auf abgestimmte Ziele einzahlen.