Ein Highlight meiner Weihnachtslektüre: “How to Fail at Almost Everything and Still Win Big: Kind of the Story of My Life” von Scott Adams
Und ich erhoffte mir den ein oder anderen frischen Impuls für Themen wie Fehlerkultur. Das beschäftigt mich und begegnet mir immer wieder in Coachings und bei Teamentwicklungen. Der Abschied von einer Null-Fehler-Kultur findet zunehmend Akzeptanz, da in einem Umfeld, in dem Fehler als absolutes „No-go“ angesehen werden, die Mitarbeiter Angst haben. Was wir aber aktuell brauchen, sind Mut und Experimentierfreude, Grundvoraussetzungen jeder agilen Arbeitsweise.
Scott Adams lieferte mir aber noch viel mehr. Sein Mix aus Autobiografie und Lebensratgeber brachte noch wertvollere Gedankenanstöße, beispielsweise zum Unterschied zwischen Zielfokussierung und Systemtreue. Zielorientierung wird immer auch vom Gedanken an das Scheitern begleitet: entweder erreiche ich es oder eben nicht. Sich auf ein System zu fokussieren, heißt dagegen, etwas regelmäßig anzuwenden, um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Dann bin ich bereits erfolgreich, wenn ich das System anwende. Ein spezifisches Körpergewicht zu erreichen ist ein Ziel, sich vernünftig und gesund zu ernähren, ein System. Einen (Halb-)Marathon in einer bestimmten Zeit zu laufen ist ein Ziel, täglich Sport zu treiben ein System. Eine definierte Umsatzgröße zu erreichen, ist das Ziel, sich unternehmerisch zu betätigen mit dem damit verbundenen „mindset“ und den entsprechenden Aufgaben ist ein System. Das System bringt mich zum Ziel, so lässt sich beides verknüpfen.
A propos Verknüpfen. Sind Sie ein Vereinfacher oder ein Optimierer? Vereinfacher bevorzugen den direkten und einfachen Weg, um eine Aufgabe zu bewältigen. Optimierer erkennen, dass mit entsprechend mehr Einsatz und Energie ein viel besseres Ergebnis möglich wäre. Adams veranschaulicht das mit dem schönen Beispiel einer Verabredung mit Freunden in einem Lokal. Der Vereinfacher sucht das Lokal so aus, so dass er auf dem Weg die Freunde leicht aufsammeln kann und er auf jeden Fall einen Parkplatz bekommt. Der Optimierer – hier in Gestalt seiner Frau – durchkreuzt diesen Plan jedoch, um vorher noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen. Dann will sie mit dem eigenen Wagen fahren, weil sie ohnehin noch tanken muss, und auf dem Weg zur Tankstelle schnell noch einen Einkauf tätigen, weil der Supermarkt ganz in der Nähe ist … etc.
Die Kosten des Optimierens sind Erschöpfung und Stress, zumindest für einen Vereinfacher. Adams rät: Wenn die Situation Abstimmung erfordert, ist das Vereinfachen die bessere Antwort. Kann ich die Aufgabe alleine bewältigen oder mit einer Person, mit der ich auf einer Wellenlänge bin, kann das Optimieren der bessere Weg sein, wenn ich die meisten Variablen kontrollieren kann.
Einige der Botschaften erinnern an z.B. Steven Covey’s „7 Wege zur Effektivität“. Jedoch hängt die Wirksamkeit solcher Rezepte allein vom TUN ab. Und dazu lädt Adams mit seiner selbstironischen und reflektieren Art wirklich ein. Unterhaltsam und lesenswert, nicht nur für Dilbert-Fans.