Ein Chicken-Test für Entscheidungen

Wieso taugt ein aufgetautes Tiefkühl-Hähnchen als Hilfe im Entscheidungsprozess? Jürgen Kluge, damals Chef von McKinsey Deutschland, zog vor vielen Jahren einmal diesen Vergleich heran. Die TK-Hühner werden verwendet, um zu überprüfen, ob Flugzeugturbinen Vogelschlag aushalten.

Der „Chicken Test“ ist die härteste Bewährungsprobe für neue Turbinen und könnte daher ganz am Ende der Entwicklung stehen. Doch sinnvoller sei es, so Kluge, diesen ultimativen Test gleich am Anfang zu machen, wenn der Prototyp gerade läuft und weder Abgaswerte noch Treibstoffverbrach schon getestet oder optimiert wurden. Wenn man das Test-Huhn hineinwirft und die Turbine sich daran verschluckt, ist klar, dass man sich alle weiteren Schritte sparen kann.

Ähnlich läuft es bei Entscheidungen. Oft sind wir von Perfektionismus getrieben und trauen uns nicht, frühzeitig mit Ideen rauszukommen, um zu sehen, ob sie überhaupt taugen. Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Projekten werden das kennen, und vermutlich auch viele Führungskräfte.

Mich erinnert das auch ein bisschen an LinkedIn. Sind Sie der Typ, der einfach mal drauflos postet? Oder sitzen Sie eher stundenlang an einem Text und feilen an geschliffenen Formulierungen, ohne zu wissen, ob das Thema überhaupt taugt? Ich muss gestehen, dass ich gerne selbst in diese Falle rutsche. Statt einfach mal etwas rauszuhauen und zu sehen, wie es läuft.

Bei welchen Posts mussten Sie sich überwinden, bevor Sie ihn öffentlich preisgaben? Und welcher wurde vielleicht sogar überraschend ein Erfolg?