Auf Umwegen zum Führungscoach: Weshalb ich bei der Kochausbildung mehr als nur das Kochen lernte

„Kann ja nicht verkehrt sein, wenn ich auch mit den Händen mein Geld verdienen kann“ war mein Gedanke, als ich mich für eine Kochausbildung entschloss.

Damals noch mit Sechs-Tage-Woche und Teildienst; alleine aufgrund dieser Rahmenbedingungen ein Beruf, der nicht durchgängig als vergnügungssteuerpflichtig galt. Nicht von ungefähr ist in dieser Ausbildung die Abbruchquote mit am höchsten.

Harte Schule am Herd

Schon in der Probezeit erlebte ich in der Berufsschule, wie viele ihre Kochschürze schnell wieder an den Nagel hängten. Auch ich wollte mehr als einmal wieder hinschmeißen. Die Hitze, der Stress, Überstunden wie selbstverständlich ohne Ausgleich, dazu dieser extreme Perfektionismus im Detail. Als Jahre später die Kochsendungen boomten, tat ich mich schwer mit diesen Formaten. Denn ich kannte die Realität hinter den Kulissen dieser Branchengrößen.

Dem Hotelfach kehrte ich nach Stationen als Verkaufsleiter und als Restaurantleiter in der Sternegastronomie bereits vor Jahrzehnten den Rücken. Diese harte Tour hätte ich mir also sparen können – auf den ersten Blick! Jahre später allerdings, als ich nach Trainerausbildung und Studium als angestellter Trainer in der Erwachsenenbildung aktiv wurde, war ich schnell ein begehrter Ansprechpartner für Anfragen aus dem gewerblichen Bereich.

Wenn es in der Personalentwicklung zur Sache geht

Überall dort, wo es „zur Sache geht“ und nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden kann – solche Anfragen landeten schnell bei mir. Es ging beispielsweise um Personalentwicklung für Führungskräfte in einem rustikaleren Umfeld wie der Logistik, um Meisterqualifizierung bei einem süddeutschen Autohersteller etc.

Neben meinen sonstigen vielfältigen Zielgruppen wurde ich gerade bei diesen Firmen sehr schnell als „anschlussfähig“ wahrgenommen, es passte einfach zu der etwas handfesteren Kultur in diesen Unternehmen. Davon profitiere ich bis heute.

Fürs Leben lernen

Diesen langfristigen Nutzen meiner Kochausbildung hatte ich zur Startzeit natürlich nicht im Blick. Aber die harte Schule, die ich damals durchlaufen habe, brachte noch viel mehr Nutzen. Folgende „Learnings“ verbuche ich aus diesem Weg:

  • Es kann sehr lohnenswert sein, Opfer zu bringen und „die Arschbacken zusammenzukneifen“, um hier auch mal etwas rustikaler zu formulieren. Im Nachhinein bin ich froh, die Ausbildung wirklich abgeschlossen zu haben.
  • Disziplin und ein selbstverständlicher Umgang mit Stress und extremen Zeitdruck kann man nicht früh genug erlernen. Gerade bei Trainern und Coaches gehören diese Fähigkeiten früher oder später zur DNA.
  • Das Gleiche gilt für die Notwendigkeit, sich zu organisieren und zu strukturieren sowie Prioritäten zu setzen. Diese Fähigkeit bewährt sich bei mir seither in vielen Kontexten und Projekten, und ich kann dies auch gerade meinen gewerblichen Zielgruppen gut vermitteln.

Holzweg, Umweg oder Wegbereiter?

Könnt Ihr auch auf solche Tätigkeiten oder Ausbildungsgänge zurückschauen, die mit Eurem aktuellen Tätigkeitsfeld nichts mehr zu tun haben? War das ein kompletter „Holzweg“, ein Umweg zur eigentlichen Berufung oder vielleicht eine wertvolle Erfahrung, aus der Ihr bis heute „Honig saugen“ könnt?