Zum Glück gibt’s Finnen! Aber was hat Glücklichsein mit Führung zu tun?

Vor kurzem wurde der World Happiness Day gefeiert. Für die Finnen bestimmt ein besonderer Tag, schließlich wurde ihr Land 2020 beim World Happiness Report zum dritten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Welt erklärt. Warum das so ist, weiß z.B. die Autorin und Journalistin Päivikki Koskinen, die 2019 die beliebteste Glücksexpertin des Landes war.

Anlässlich der Kampagne „Rent-a-Finn“ konnte man sie und andere Landsleute mieten, um während einer virtuellen Sitzung zu lernen, wie das denn geht mit dem Glück. Päivikki war die Beliebteste. Vielleicht ist sie alleine wegen ihres zweiten Vornamens prädestiniert: Päivänsäde bedeutet Sonnenstrahl.

Spinnen die Finnen?

Päivikkis Koskinen hat einen Elf-Punkte-Plan erstellt, der den Weg zur Zufriedenheit erleuchtet. Insgeheim hatte ich beim Lesen darunter auch ein besonderes finnisches Ritual erwartet: Kalsarikännit. Das ist das finnische Wort dafür, dass man sich zu Hause alleine und in Unterwäsche betrinkt. Jeder, der mit Homer Simpson vertraut ist, wird diese Erfindung nicht unbedingt den Finnen zuschreiben. Sich abends frei zu machen und sich die Welt etwas schöner zu trinken, ist auch fernab des Polarkreises bekannt. Die Finnen haben es jedoch exklusiv, dies in ein Wort und somit in ein Lebensgefühl zu packen.

Nordisch by nature: Tipps, wie wir glücklich werden

Päivikkis Koskinens Elf-Punkte-Glücksplan umfasst vielmehr Dinge mit starkem Bezug zur Natur. Die großen Wälder, die 1000 Seen, die unberührte Weite ... Der Freiraum tut gut und lädt zu unterschiedlichsten Outdoor-Aktivitäten ein, die der Finne gerne pflegt. So wird einfach viele Zeit draußen verbracht, z.B. beim Holzhacken.

Päivikki empfiehlt auch, Bäume zu umarmen und sich zu überlegen, wie alt diese seien. Älter als man selbst? Der bewusste Umgang mit unserer Umgebung, mit der Zeit und mit allen Ressourcen, steuert dem Multitasking entgegen, dieser oberflächlichen Geschäftigkeit, die uns nur weiter von uns selbst entfernt.

Eng mit der Natur verbunden ist ein weiterer wichtiger Aspekt, nämlich die Dankbarkeit. Nach einem harten Winter sei man umso dankbarer für alles, was grünt und blüht. Sogar das raue, kalte Klima in Finnland trägt also mit dazu bei, glückliche Momente zum empfinden.

Mit Widrigkeiten umgehen und Wärme schaffen

Da Finnen das Alleinsein, die Einsamkeit gewohnt sind, haben sie auch wenig Angst davor. Gleichzeitig lautet einer der Punkte auf dem Weg zum Glück, die eigenen Gedanken und Gefühle zu teilen. Mein spontaner Gedanke dazu: Wenn das keine Aufforderung ist, sich stärker auf LinkedIn zu engagieren!

Ein beliebter Glücksort der Finnen ist schließlich die Sauna. Das kann ich bestätigen! In meiner Trainer-Laufbahn durfte ich auch Dutzende finnischer Seminarteilnehmer willkommen heißen und hatte häufiger Gelegenheit, ihre nette, zurückhaltende und bodenständige Art zu genießen und mich gleichzeitig über ihren trockenen Humor und ihre Selbstironie zu amüsieren. Mutter Natur hat ihnen das Smalltalken nicht im übergroßen Maß in den Rucksack gepackt, aber die Sauna erwies sich fast jedes Mal als dankbares Gesprächsthema.

Glücksmomente finden – auch eine Führungsaufgabe!

Wir Deutsche landen auf diesen Rankings regelmäßig eher auf den hinteren Plätzen. Sind wir zu ernst? Müßig, über die Ursachen zu spekulieren. Besser wäre es, den finnischen Impuls aufzugreifen und nach Anlässen für Glücksgefühle Ausschau zu halten. Gerade aktuell sind wir gut beraten, besonders aufmerksam zu sein, was uns guttut, uns erfreut, uns Energie verschafft.

Doch das gilt nicht nur im Privaten. Auch im beruflichen Umfeld läuft es mit ein bisschen Freude einfach besser. Es ist bekannt, dass Teams erfolgreicher zusammenarbeiten, wenn die Menschen auch Glücksmomente miteinander erleben und teilen. Erfolg hat nicht nur eine rationale Seite, sondern immer auch eine emotionale.

Da sind wir Deutsche vielleicht tatsächlich zu bierernst und auf die harten Fakten fokussiert. Umso mehr Verantwortung tragen wir als Führungskraft. Wissen Sie eigentlich, wie es Ihrem Team geht? Wissen Sie, was jeden einzelnen in der Zusammenarbeit glücklich macht? Wie geht es Ihnen selbst, schaffen Sie es, eine konstruktive Haltung vorzuleben? Vielleicht haben Sie sogar schon gemeinsame Rituale, die solche Glücksmomente im Arbeitsalltag schaffen. Das muss nichts Großes sein. Wenn alle es bewusst wahrnehmen und miteinander teilen, entsteht ein zauberhafter Augenblick.