Weshalb der Nikolaus-Effekt ab Januar im Führungskontext Hochkonjunktur hat
Eine Steilvorlage hierfür bietet die „Peak End“-Regel, welche der Psychologe und Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahnemann geprägt hat: dass Beobachtern zum einen die extremsten Momente, vor allem aber die letzten Ergebnisse dominant in Erinnerung bleiben und vorhergehende Faktoren verwischen, im besten Falle sogar aufhübschen.
Ein Film von 90 Minuten zum Beispiel kann uns die erste Stunde mäßig begeistern. Wenn uns aber die letzte halbe Stunde mitreißt, empfehlen wir ihn weiter.
Bei einem Laborversuch fand Kahnemann einen besonders kuriosen Unterschied. Jede Versuchsperson musste ihre Hand zweimal in schmerzhaft kaltes Wasser tauchen. Zuerst für 60, dann für 90 Sekunden, wobei im zweiten Durchgang für die letzten 30 Sekunden die Temperatur des Wassers um ein Grad stieg.
Objektiv gesehen, war der zweite Durchgang schmerzhafter – er dauerte länger. Als man die Probanden aber fragte, welchen der beiden Versuche sie wiederholen wollten, wählten trotzdem achtzig Prozent den zweiten. Denn da war das Wasser am Ende weniger kalt.
Und was hat das jetzt mit dem Nikolaus zu tun?
Nun, wenn sich „der Bärtige“ ankündigt, wird meist nicht das Verhalten der Kinder im ganzen Jahr, sondern das in den letzten Wochen oder Tagen bewertet – so ähnlich kann dies auch im Jahresgespräch oder im Beurteilungsprozess passieren.
Obwohl sich viele Führungskräfte beim Beurteilen der Mitarbeiter eine sehr hohe Objektivität zuschreiben, ist das ein typischer Beurteilungsfehler. Besonders auffällig schleicht sich dieser in den Jahresgesprächen ein, die häufig ab Januar geführt werden.
Das Verhalten des Mitarbeiters in den letzten Wochen ist noch deutlich stärker präsent. Werden zum Ende eines Gesprächs oder Tests Eigenschaften wahrgenommen, die vorher nicht in Erscheinung traten, beeinflussen diese in besonderem Maße den Gesamteindruck.
Deshalb spricht man in diesem Kontext auch gerne vom Recency- oder Nikolaus-Effekt.
Was ist denn Ihre Empfehlung für die Vorbereitung auf Mitarbeitergespräche?