Studienabbrecher und Vorzeige-Biologin: Zwei, die auf ihr Bauchgefühl vertrauen
Kalligraphie unter anderem, was auf den ersten Blick überhaupt keinen praktischen Nutzen für ihn darstellte. Mittelfristig erwies es sich jedoch als tolle Investition, konnte Jobs doch bei der Entwicklung seines ersten Macs aus diesen gestalterischen Erfahrungen schöpfen.
Der Nutzen vieler Interessen und Lernerfahrungen, so Jobs, zeige sich oft erst in der Rückschau, wenn sich die einzelnen Punkte zu einem stimmigen Bild zusammenfügten. Deshalb appellierte der damalige Apple-Chef, der nie einen Universitätsabschluss erlangt hatte, an die Elite-Absolventen, sich vor allem auf Dinge zu konzentrieren, für die sie sich begeistern konnten.
Beruf oder Berufung
Daran musste ich denken, als ich ein Interview mit Valeska Schilling las. Sie leitet die Biontech-Produktion in Marburg und ist mit ihren 160 MitarbeiterInnen dafür verantwortlich, dass Biontech dieses Jahr Hunderte Millionen Dosen Impfstoff mehr herstellen kann als ursprünglich angenommen.
Anders als der Weg von Jobs, verlief ihrer sehr zielstrebig. Nach dem Abitur, „selbstverständlich“ mit Biologie-Leistungskurs, machte sie zuerst eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Angestellten und studierte danach an der Frankfurter Universität Biologie. Und fand darin offensichtlich schnell ihre Berufung. Recht früh wusste sie, dass genau das „ihr Ding“ war.
Natürlich konnte sie zu der Zeit, als sie sich intensiv mit ihrer Diplomarbeit beschäftigte, nicht ahnen, welche Relevanz genau ihr Thema aufgrund der Pandemie für die Impfstoffproduktion haben würde. Doch schon damals spornte sie die Möglichkeit an, genau das anwenden zu können, womit sie sich bereits im Studium beschäftigt hatte.
Topf und Deckel
Das Angebot des aufstrebenden Biotechnologie-Unternehmens passte für sie wie die Faust aufs Auge. Zumal die heute 42jährige Biologin gleich nach dem Studium in einem Coaching klärte, was für sie in ihrer beruflichen Laufbahn wichtig ist: Zum einen die Sinnhaftigkeit der Aufgabe, zum anderen wollte sie Teil eines Unternehmens sein, in dem grundlegende moralische Werte beachtet werden.
Mit einer Chefin, die so sehr für ihr Thema brennt, können wir annehmen, dass die derzeitige Situation mit vorgezogenen Lieferterminen und Mengensteigerungen das Team nicht verzagen lässt, sondern vielmehr den Teamspirit und die Motivation jedes einzelnen Mitarbeiters beflügelt.
Dem Herzen folgen – auch im Beruf
Steve Jobs und Valeska Schilling sind zwei höchst unterschiedliche Beispiele, wie berufliche Wege verlaufen können. Jedoch haben sie eine Botschaft gemeinsam: Dass es lohnt, auch bei der beruflichen Ausrichtung dem Bauchgefühl oder dem Herzen zu vertrauen. Wer dagegen nur vermeintlich attraktiven Perspektiven folgt, die aber den eigenen Neigungen nicht entsprechen, wird in seiner Karriere nie sein echtes Potenzial erkennen – geschweige denn ausschöpfen können.