Schärfen Sie Ihre Sinne: Im Umgang mit Wein wie auch im Führungsalltag
Zum Abschluss einer längerfristigen Begleitung bekam ich von einem Coachee vor kurzem ein Weinpräsent. Nette Geste, über die ich mich sehr gefreut habe, zumal wir beide das Interesse am Wein teilen und das Sortiment auch ganz bewusst zusammengestellt war. Wir sprachen über Wein und was den Weingenuss genau ausmacht. Und mit einem Mal öffnete sich der Coachee auch für das Thema Achtsamkeit und für ein bewussteres Umgehen mit den eigenen Gefühlen – etwas, das er vorher eher als „Gefühlsduselei“ abgetan hatte.
Gefühle benennen, um damit umzugehen
Mich hat das sehr gefreut. Ich bin davon überzeugt, dass wir unsere Fähigkeit fördern, unsere Gefühle zu erleben, wenn wir lernen, diese genauer zu beschreiben. Hier war es eben über den Umweg Weingenuss, was durchaus naheliegt.
Denn die Situation ist vergleichbar mit dem Unterschied zwischen einem erfahrenen Weinkenner und jemanden, der zum ersten Mal Wein trinkt. Der Weinkenner nimmt Nuancen wahr, die ein Anfänger gar nicht schmeckt. Während der Anfänger gerade noch schmeckt, ob der Wein trocken oder lieblich ist, nimmt der Experte den Geschmack von Zimt und einem leicht holzigen Aroma wahr, gefolgt von einem Abgang von Brombeere und Passionsfrucht.
Mehr Erlebnis durch geschärfte Sinne
Ich kann nur sagen, der Genuss beim Weintrinken steigt erheblich! Je mehr wir uns damit beschäftigen, je mehr wir unsere Wahrnehmen benennen lernen, desto bereitwilliger verschafft uns unser Zunge, unser Gaumen weitere Sinneseindrücke. Geschmack lässt sich trainieren, und es ist ein Gewinn.
Und genauso ist es mit unseren Emotionen. Unser Leben wird vielfältiger und reicher, wenn wir uns darin üben, sie genauer zu benennen und ihnen nachzuspüren. Vielleicht entdecken wir wie der Weinkenner sogar eine neue Welt, die wir bisher nur erahnten oder von der wir noch gar nichts wussten. Das bereichert unser Leben insgesamt.
Achtsamkeit im Führungsalltag
Stichwort Achtsamkeit: Das ist keine „Gefühlsduselei“, sondern ein vielversprechender Weg, mit dem eigenen Ich noch besser umzugehen – auch und gerade im Führungsalltag. Als Führungskraft kann ich mich immer wieder hinterfragen: Was bewegt mich gerade, was treibt mich an, was hindert mich? Wie gehe ich mit den Menschen um, die ich führe? Was sind deren Motivatoren und Hemm-Faktoren? Wie reagiere ich auf sie, wie sie auf mich? Welche Emotionen sind im Spiel, wenn es doch eigentlich nur um Fakten gehen sollte? Viele Fragen, die jedoch sehr wertvoll sind, damit ich meine Führungsaufgabe gut erfüllen kann.
Wie sehr deckt sich diese Erfahrung mit Ihrem eigenen Erleben? Wie achtsam gehen Sie mit sich um, wie mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Nutzen Sie vielleicht sogar gezielt Methoden des Achtsamkeitstrainings oder ein professionelles Coaching, um Ihren Führungsstil zu verbessern?