Nennst Du mich Schiller, nenn ich Dich Goethe – wie halten Sie es mit dem Feedback?
Bedeutsam ist allerdings auch, welche Feedbackkultur insgesamt besteht und wie die Rückmeldungen grundsätzlich eingefordert werden, unabhängig von der Tagesform. Letztlich ist es einer der heikelsten Prozesse in Gruppen. Einerseits kann man Menschen leicht verletzen, andererseits bringen uns falsche oder oberflächliche Komplimente auch nicht weiter.
Häufig machen uns Komplimente bequem oder übermütig, Kritiken vermindern unser Selbstwertgefühl, ziehen uns herunter und verleiten uns gar zu falschem Aktionismus.
Eine Rückmeldung auf die Frage „Was war gut, was eher schlecht?“ ist demzufolge nicht unbedingt hilfreich. Nutzenstiftender für den Lerneffekt ist die der Ansatz: Was fange ich jetzt an mit dieser Kritik? Was kann genauso bleiben, wie es ist? Was muss geändert werden, obwohl es bislang vielleicht sogar gut war?
Über eine bloße Rückmeldung hinaus geht es also nicht nur darum festzustellen, wo etwas nicht gelungen ist, sondern stark darum, ob und wie darauf reagiert werden soll. Dieses Vorgehen hilft mir, besser konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Farin Urlaub von den Ärzten ist sich dessen bewusst, dass er kein wirklich schonungsloses Feedback erhält, wenn er einen Song einführt mit: „So Leute, hier nun das beste Lied, das ich je geschrieben habe“, werden die beiden Bandkollegen nicht sofort sagen, dass das totaler Mist ist.
Der gesunde Mix aus Schonungslosigkeit und Sozialverträglichkeit musste sich erst einpendeln und mittlerweile gelingt das den Bandmitgliedern wohl auf eine deutlich charmantere Art, die das Annehmen und konstruktive Verarbeiten von Hinweisen deutlich leichter macht.
Differenzierte Rückmeldungen komplett zu umschiffen und sich auf ein „nennst Du mich Schiller, nenn ich Dich Goethe“ zu reduzieren, wäre allerdings auch kein Zeichen eines (Hochleistungs-)Teams.
Eine Differenzierung gibt Orientierung, um Fettnäpfe und Fallstricke zu vermeiden:
- „Fand ich gut, empfehle Dir dennoch eine Änderung.“ = Rat
- „Fand ich gut, gerne beibehalten.“ = Kompliment
- „Fand ich ausbaufähig, bitte ändern.“ = Kritik
- „Fand ich unglücklich, kann jedoch damit leben.“ = Hinweis
Wie selbstverständlich ist Feedback in Ihrem Umfeld und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?