Mischkultur – sorgfältig planen oder freies Spiel der Kräfte?
Ganz pragmatisch standen deren aktuelle Kittel-Brenn-Faktoren im Mittelpunkt.
Gleich und gleich gerät manchmal aneinander
Eine Lagerleiterin erzählte von einem Konflikt zwischen einem ihrer Mitarbeiter am Leitstand und einem Kollegen aus der Versandabteilung. Sie führte das auf deren Naturelle zurück, die sich doch sehr stark gleichen würden. Beide Mitarbeiter seien wohl mit einer kurzen Zündschnur ausgestattet.
Jetzt machte sie sich Vorwürfe, da wir uns bereits in einem vorherigen Modul sehr intensiv über effektive Teams ausgetauscht hatten. Sie wusste im Prinzip, worauf es bei der Auswahl zu achten gilt, und hätte es ihrer Meinung nach „besser wissen müssen.“ Sie könne sich noch gut an mein Beispiel aus dem Garten erinnern, in dem ich auf die Bedeutung einer botanischen Mischkultur hingewiesen hatte.
Kohlrabi neben Mangold: Mischkultur macht alle stark
Kohlrabi neben Mangold, Tagetes zwischen Tomaten – eine bunte Mischung statt Monokultur. Manche Pflanzen können gut miteinander. Wer tief wurzelt, mag Flachwurzler zum Nachbarn. Wer nicht viel Sonne verträgt, gedeiht gern im Schatten eines Riesen. Pflanzen scheiden auch Stoffe aus, die sich günstig auf andere auswirken können. Das Aroma des Selleries vertreibt den Kohlweißling, der Duft von Zwiebeln die Möhrenfliege.
Zu wenig auf die Mischung geachtet: Was nun?
Ich konnte die Mitarbeiterin beruhigen, auch eine solche Situation war nicht unrettbar. In solch unausgeglichenen Teamkonstellationen ist es umso wichtiger, den Austausch zu intensivieren – und auch aktiv zu begleiten, um nicht dem Autopiloten beider Akteure zu viel Spielraum zu überlassen. Der Hinweis an die beiden, einander die notwendige Wertschätzung zukommen zu lassen, reicht wahrscheinlich nicht aus. Sondern das muss von der Führungskraft auch vorgelebt und immer wieder verstärkt werden.
Für die junge Führungskraft birgt die Situation aber auch eine enorme Lernchance, was das Aushalten von Spannungen im Team angeht. Einerseits kann sie eingreifen und Klartext reden, andererseits kann sie auch etwas registrieren und es dennoch laufenlassen. Hier die richtige Balance zu finden, diese Kunst muss jede Führungskraft genauso lernen wie ein Schiedsrichter.
Königsdisziplin: Potenziale umlenken
Im Idealfall gelingt es mir als Führungskraft, den Fokus der beiden Streithähne umzulenken. Vielleicht kann ich die Kandidaten in Projekten zusammenführen, in denen sie beide ihre Stärken leben und entfalten können? Und somit ganz automatisch auch Wertschätzung entwickeln können.
Was berücksichtigen Sie bei der Zusammenstallung Ihres Teams? Welche Kriterien spielen bei Ihrer Auswahl eine Rolle? Auf welche Kompetenzen und Naturelle im Team legen Sie Wert und wie stellen Sie sicher, dass diese auch zur Geltung kommen und sich entfalten können?