Hole-in-One: Wieviel Prozent ist Glück und wieviel ist Training?

Manchmal heißt es bei unerwarteten Kabinettstückchen im Sport: „Der Spieler hatte mehr Glück als Verstand.“ Eine verunglückte Flanke beim Fußball, die sich wie von Geisterhand unhaltbar für den Torwart ins Dreieck senkt. Ein Korbwurf beim Basketball aus einem schier unmöglichen Winkel oder in der buchstäblich letzten Sekunde, und aus der Verzweiflungstat wird eine Aktion, die ein Spiel entscheidet.

Etwas ähnlich Spektakuläres ist dem spanischen Profi-Golfer Jon Rahm im Training zum bevorstehenden „Masters“ in Augusta gelungen: Nicht einmal, sondern dreimal setzte der Golfball auf, und zwar nicht auf dem Rasen, sondern auf dem Wasser, bevor er aufs Grün sprang und anschließend ins Loch rollte. Circa 20 Sekunden war dieser Ball unterwegs. Spektakulärer kann ein Hole-in-One wohl nicht gelingen. Diese Aktion verdient sicherlich das Prädikat „Zauberschlag“.

Offensichtlich gehört es bei diesem Turnier zum Ritual, den Ball im Training über den See hüpfen zu lassen. Jeder, der schon einmal versucht hat, einen Stein so über das Wasser zu schleudern, dass er springt, kann diese Schwierigkeit nachvollziehen. Wieviel Glück hat jemand gepachtet, dass ihm das auch noch an seinem 26. Geburtstag gelingt?

Das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen

Aber ist es nur Glück? Oder ist es nicht vielmehr auch eine Sache intensiver Übung? Diesen Schlag als pures Glück und Zufallstreffer zu verbuchen, wäre sicherlich unfair. Jeder Erfolg braucht seine Vorlaufzeit. Nicht umsonst spricht man vom Glück des Tüchtigen.

In seinem Buch Überflieger. Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht präsentiert Malcolm Gladwell seine berühmte 10.000-Stunden-Regel. Im Kern behauptete er, dass man mindestens diese Anzahl von Stunden oder etwa zehn Jahre harter Arbeit investieren müsse, um in etwas außergewöhnlich gut zu werden. Ganz gleich, ob in der rhythmischen Sportgymnastik, beim Klavierspielen, im Golf oder in beruflichen Disziplinen – man kann alles lernen, wenn man nur ausreichend übt.

Das Masters startet heute und wird bis zum 15. November gespielt. Rahm geht bei dem Turnier, das im vergangenen Jahr Tiger Woods sensationell gewann, wohl nicht nur wegen dieses Jahrhunderttreffers als Mitfavorit an den Start. So ein Schlag wird ihm während des Turniers wohl nicht mehr gelingen, aber er beweist doch, dass diesem Spieler alles zuzutrauen ist.

Haben Sie das auch schon erlebt, dass harte Arbeit durch scheinbares „Glück“ belohnt wurde? Wie intensiv ist Ihr Trainingspensum? Wie bewusst nehmen Sie die Möglichkeit wahr, sich weiterzubilden und Ihr bisheriges Verhaltensrepertoire auszubauen? Und kennen Sie das Glücksgefühl, wenn nach harter Arbeit am Ende alles passt und Ihr Ball wie von Zauberhand sein Ziel erreicht?


Dateien